Neulich an einem Samstag – dem klassischen Einkaufstag mit allem, was dazugehört: zu viel los, zu wenig Parkplätze, zu viele Menschen, die in Zeitlupe vor Regalen stehen oder sich mit ihren Einkaufswagen wie beim Autoscooter durch die Gänge schieben. Ich war also mittendrin im Einkaufsmodus, der Puls leicht erhöht, die Einkaufsliste irgendwo zwischen Handy und Kopf verteilt. Und bloß nicht das falsche Katzenfutter kaufen!
Vor einem Geschäft saß ein älterer Herr auf einer Bank. Ich habe, wie ich das in solchen Momenten in der Regel mache, freundlich gelächelt und mit einem „Guten Morgen“ meinen Weg fortsetzen wollen. Da hat er mich angesprochen – freundlich, bestimmt: Ob ich kurz stehen bleiben könne. Ich hielt inne, leicht überrascht, mit diesem winzigen inneren Zögern, das man hat, wenn man in der Stadt angesprochen wird. „Darf ich Ihnen etwas geben?“, fragte er.
Ich war ehrlich gesagt erstmal ein bisschen misstrauisch. Aber er wirkte nicht seltsam, nicht aufdringlich oder unangenehm. Also bin ich hin.
Er zog einen gefalteten Zettel aus seiner Jackentasche und drückte ihn mir in die Hand. Darauf stand ein Gedicht – „Ein Lächeln“. Und dann erklärte er mir, warum er mir das gegeben hatte: Er schenkt diesen Zettel allen Menschen, die ihm ein Lächeln schenken. Und ich sei heute so ein Mensch gewesen.
Ich musste wieder lächeln, diesmal etwas anders. Es war ein schöner Moment, unaufgeregt und leise. Kein großes Drama, keine große Lebensweisheit, kein „alles hat seinen Sinn“-Kitsch. Einfach ein älterer Herr mit einem Stapel Gedichte und einer feinen Idee: Wer ihm ein Lächeln schenkt, bekommt eines zurück – in Papierform.
Ich habe den Zettel mitgenommen. Und obwohl ich keine große Sammlerin solcher Dinge bin – ich habe andere Baustellen ;-) – liegt er jetzt bei mir im Büro. Vielleicht gerade, weil es nicht mehr braucht als so etwas Kleines, um für einen Moment aus dem Einkaufs- und Alltagsstrudel auszubrechen.
Und weil ein Lächeln manchmal eben mehr bewirkt, als man denkt – sogar an einem Samstag zwischen Pfandflaschen und Parkplätzen.
Hier das Gedicht:
Ein Lächeln
(unbekannter Verfasser)
Ein Lächeln kostet nichts,
aber es ist viel wert.
Es bereichert den, der es empfängt,
ohne den ärmer zu machen, der es gibt.
Es dauert nur einen Augenblick,
aber die Erinnerung daran
kann ewig bleiben.
Niemand ist so reich,
dass er ohne ein Lächeln auskommen könnte,
und niemand ist so arm,
dass er es sich nicht leisten könnte.
Ein Lächeln schafft Glück zuhause,
fördert guten Willen im Geschäft
und ist das Kennzeichen der Freundschaft.
Es bringt Ruhe dem Erschöpften,
Mut dem Entmutigten,
Sonnenschein dem Traurigen
und ist das beste Mittel gegen Sorgen.
Man kann es weder kaufen,
noch erbetteln, noch leihen oder stehlen –
denn es hat erst dann einen Wert,
wenn es verschenkt wird.
Und wenn dir einmal jemand begegnet,
der dir das Lächeln, das du verdienst,
nicht schenkt –
dann sei großzügig
und schenk ihm deins.